Ein Monat rum

Ein Monat rum

25. September 2016 11 Von niklug

(Für Bilder wie immer dem Link folgen)
Es ist mittlerweile einen Monat her, seitdem ich nach China aufgebrochen bin, und somit ist auch schon das erste Viertel meines Auslandssemesters rum. Ich habe einen besseren Teint als ich ihn je im Sommerurlaub bekommen habe. Meine Verdauungssystem hat den Wechsel von europäischer zu asiatischer Küche auch problemlos überstanden. Ich hab gefeiert und gelernt, geschlafen und schlaflose Nächte gehabt und natürlich einen Haufen neuer Leute kennengelernt. Ich habe sogar den Moment erlebt in dem McDonalds vom Normalen Menu aufs Frühstückmenu wechselt und wurde durch selbiges Ereignis in meinem Glauben erschüttert, dass in China alles Verhandlungssache ist…wenn der Hammer gefallen ist, gibt es keine Pommes mehr. Auch habe ich endlich meinen Pass wieder, was bedeutet, dass ich endlich anfangen kann ernsthaft meine beiden Auslandsaufenthalte von meinem Auslandsaufenthalt planen, in Korea und Indien.
Und damit meine Familie sich nicht beschwert und alle die das hier sonst noch interessiert unterhalten werden, hier mein Wochenrückblick.

Samstag
Samstags waren wir wieder fit genug um feiern zu gehen, wieder ins D-One. Max hatte Besuch von ein paar anderen Frankfurter Studenten, die in Shanghai studieren. Und siehe da, einer von ihnen war ein JUler aus dem Rheingau Taunus Kreis, der mich sogar erkannte. Als wir morgens aus dem Club kamen, fanden wir schnell ein Taxi, dass sogar den Meter benutzt hat. Wir waren um Punkt fünf wieder im Dorm (read: McDonalds) der just in der Sekunde in der wir reinkamen, dass Frühstücksmenu aktivierte und ich musste mich mit irgendwas Hühnchen abfinden…
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Sonntag
War ein Nope Day, getreu dem Sprichwort “Alcohol borrows tomorrows happiness“.
Max, Stan und Tobi sind abends noch ins Worker’s Stadium gefahren und haben Fußball geschaut, Beijing gegen…ich hab die das schon hundertmal gefragt und jedes Mal wieder vergessen…irgend so ein chinesisches Team halt.

Montag
Montag sind auch in China blöd und so saß ich mit Chris, Sam und Max in Settlement, einem Fach in dem ich einfach ein mündliche 1 kriegen muss (die immerhin 20% der Note ist), weil ich praktisch der einzige bin der sich ab und zu meldet und mit der Professorin redet.
Nachmittags war ich dann mit David in WuFangJing (oder so ähnlich), der großen Einkaufsstraße, wo wir die chinesische Version eines Deutschen Döners besorgten (nicht gut) und dann in einem Starbucks dem treiben zuschauten.
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Dienstag
Lang geschlafen, einen halbe Staffel Madam Secretary geschaut und ein wenig meine Reisen geplant. Abends hab ich mich in Intl‘ Business and China mal wieder um den Titel Staats- und Systemfeind Nr.1 bemüht und mich hier und da Chinakritisch geäußert und irgendwann auch mal den Prof gefragt ob er in der KP ist (Er behauptet nein, was ich ihm auch glaube, da er immer mal wieder aus dem Nähkästchen plaudert und uns erzählt dass es hier ein offenes Geheimnis ist, dass Premier und Präsident unterschiedliche Wirtschaftsziele verfolgen…)

Mittwoch
Mittwoch war so ein Tag an dem ich hätte kotzen können. Max und ich hatten beide frei und wollten uns ein bisschen was in Peking anschauen, namentlich, das Mao Mausoleum und das Military Museum.
Da Max nachts noch Bundesliga schauen wollte (Anstoß 02:00) hatte ich schon erwartet, dass 9:00 Abfahrt nix wird und dem war auch so. Also drehte ich mich auch nochmal rum und gegen 11:00 fuhren wir los zum Militär Museum, da das Mao Mausoleum schon um 11:00 schließt (Wahrscheinlich fängts sonst an zu Müffeln…). Das Militär Museum, stellt sich dort dann raus, war „Under Construction“. Schlechter Start in den Tag.
Nach einem kleinen komischen Mittagessen in einem Chinesischen Schnellrestaurant entschieden wir uns die Große Halle des Volkes anzuschauen und nach einer U-Bahn fahrt und einer Ehrenrunde ums Gebäude, stellten wir um 13:15 fest, dass die Halle um 13:00 zugemacht hat. In unserer Verzweiflung begaben wir uns dann ins National Museum auf der anderen Seite des Tian’Men Platzes. Da kamen wir dann sogar nur mit unseren Persos rein. Zu sehen gab es da das übliche Zeug in einem National Museum, Kunst, Handwerk, Gastgeschenke anderer Länder (Europa scheint das ganze Protokoll um Gastgeschenke wohl mit Schrottwichteln verwechselt zu haben).
Das einzige was auf viel war, dass praktisch nichts über China vor Mao da war, mal abgesehen von alten Möbeln und Münzen.

 

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Donnerstag
Nach einer ermüdenden Vorlesung in Development Econ, ein bisschen lernen und Reisen planen machten wir uns abends in unserem feinsten Zwirn auf den Weg zur deutschen Botschaft, die heute (22. September) ihren Empfang zum Tag der deutschen Einheit (3. Oktober…fällt was auf?) abhielt. Wir hatten Einladungen (Unsere Personalausweise).
Das war eine super Idee. Gegen 18:30 reihten wir uns in die Schlange ein und lernten nebenbei noch den Manager eines Brauhauses hier in Peking kennen. Drinnen war es super, es gab Wein (naja Traubensaft der ein bisschen abgestanden geschmeckt hat…), Bier (Weizen und Pils, angeblich Weihenstephan) und deutsches Essen…echtes Deutsches Essen. Es gab Haxen und Leberkäse, Bratwürste und Grillsteaks, Königsberger Klopse und Knödel, Spätzel und Brezeln, Süßen Senf und Obadzter und aus im Augenwinkel habe ich glaube ich einen Ochsen am Spieß gesehen. Wer mich kennt weiß, dass das ohnehin der sechste Himmel für mich wäre (im siebten gäb es noch hessisches, wie Äppler und Grüne Soße). Nach ein paar feucht fröhlichen Stunden, begann der DJ Ballerman Schlager aufzulegen und für die verblieben paar hundert Deutschen gab es kein Halten mehr und die halbe Botschaft sang und tanzte mit. Und obwohl der Abend um Punkt 23:00 Uhr wegen eines kleinen Pekingers Unwetters rum war, war es genau das, was ich nach einem Monat in China brauchte. Ein nettes Abendessen, mit heimischer Küche, bei dem ich statt chinesischem geschmatzte, deutsch um mich gehört habe.

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Freitag

Nach dem netten Abend in der Botschaft quälte ich mich um sieben Uhr aus dem Bett um mich durch drei Stunden Global Issues and Policies zu quälen. Nach einem schnellen Brunch, wollten wir unsere Pässe wiederholen, aber die blöde, hirnverbrannte Tante die uns schon seit unserer Ankunft das Leben schwer macht, hat uns wieder weggeschickt und sagte wir sollen um 14:00 wiederkommen…manche Menschen verdienen ein High Five…mit einem Stuhl….ins Gesicht.
Naja mein objektifizierte Identität ist jetzt wieder sicher in meinem Safe.
Abends genossen wir das Wochenende. Nach einem Abendessen im Steps, wo wir jetzt alle die schwarzen Karten haben, machten wir uns in einen KTV Bar auf, wo sich mein Mitbewohner zu uns gesellte. Mit dem ersten Song hatten wir uns aber schon entschieden, nicht das typische Karaoke Spiel zu spielen, sondern einfach drei Stunden allesamt alle Lieder laut und bis zur Heiserkeit mitzugrölen, was JY ein wenig verwirrt hat. Um 02:00 ist die Hälfte von uns noch in Club im Keller desselben Gebäudes gegangen, der aber so brechend voll war und so schlechte Musik hatte, dass ich nach anderthalb Stunden gegangen bin.
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Samstag
siehe letzten Sonntag…

Sonntag
Nach dem ich lang geschlafen habe, bin ich nun in den finalen Zügen dieses Blogeintrags. In einer knappen Stunde mach ich mich dann mit Max Julien Stan und Tobi auf den Weg ins Stadion, Beijing Guoan gegen Shandong schauen (Felix Maggat ist der Trainer von Shandong).

 

Sidenotes
Manchmal bin ich ein wenig unglücklich, dass ich meinen Blog veröffentliche. Ich erlebe und erfahre hier jeden Tag tausend neue Dinge. Einige fallen einfach hinten runter, weil ich am Ende eines langen Tages einfach keine Lust mehr habe jeden kleine Pups niederzuschreiben. Andere Storys sind einfach nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und würden mich oder andere hier oder daheim in Erklärungsnot bringen…aber man ist nun mal nur einmal jung. Und schließlich gibt es Sachen die mir wiederfahren, die so persönlich sind, dass sie in die Kategorie „Wenn ich das erzähle muss ich dich leider umbringen“ fallen. Und so bleibt mir nichts Andres übrig als sie mir möglichst lange im Kopf zu behalten und zu hoffen, dass sie es irgendwann in mein Langzeitgedächtnis schaffen
Und gaaaanz am Ende verstecke ich jetzt das hier: Ich werde die Goldene Woche (1-7. Oktober) in Peking verbringen. Etwa die Hälfte von uns Fährt in die Innere Mongolei. Ich habe mich dagegen entschieden und wie ich meinen Vater kenne, wird er sofort fragen wieso denn das? Die Antwort ist sehr einfach. Bequemlichkeit. Das ist eine Busreise und ich werde mich sicher nicht auf eine mehrtägige Reise durch Chinas kaum besiedelten Nordwesten begeben, in einem klapprigen chinesischen Reisebus setzten und durch ebenso fragwürdige Hostels schlafen. Stattdessen werde ich mir eine Pfanne kaufen und mir ein paar schöne Steaks besorgen (irgendwo muss es hier ja welche geben) und einfach eine paar Tage zu entspannen.