Kapitel 2

22. Juni 2016 13 Von niklug

In einer idealen Welt würde ich mich jetzt an meinen aus dunklem Massivholz gefertigten Schreibtisch, in meinem ebenso dunkel getäfelten Arbeitszimmer (Mit Kamin!) setzten, ein enorm großes Buch aufschlagen, ein wenig darin rumblättern, in Erinnerungen schwelgen und dann die nächste freie Seite finden. Ich würde mein Tintenfass öffnen, meine Füller eintauchen und die folgenden Worte in meiner schönsten Handschrift niederschreiben:

I’M GOIN‘ BACK TO CHINA, Y’ALL!!

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Es ist mittlerweile 2 Jahre her, dass ich meinen Blog angelegt habe und über ein Jahr ist seit meinem letzten Post vergangen. Ich habe angefangen zu studieren, arbeite als Werksstudent im Familienbetrieb, wurde zum Hochschulpolitiker und bin nun sogar Kommunalpolitiker mit einem Mandat als Gemeindevertreter. Das alles (…und noch viel mehr ♫ ♫ ) mache ich in den letzten 2 Monaten mit weniger als fünf Stunden Nachtschlaf.
Und trotzdem, irgendwie war mir das alles nicht genug.

Also folgte ich im vergangenen Herbst dem Ruf meiner Uni, die händeringend nach Studenten suchte die sie ins Ausland schicken konnte, schrieb eine wunderbare Bewerbung und wurde schließlich für einen Austausch mit der Beijing Normal University akzeptiert. Das war jedoch erst der Anfang eines bürokratischen Dauerlaufs, der mit Glück in 2-3 Wochen abgeschlossen ist. Zunächst musste ich drei Monate warten, bis die Online Einschreibung der Chinesischen Uni freigeschaltet wurde. Das geschah jedoch Etappenweise, und so musste ich noch einmal einen Monat warten, bis auch mein Studienprogram freigeschaltet war. Der Einschreibebogen war über 5 Seiten lang und musste, nach dem er elektronisch abgeschickt wurde, noch per Post hinterhergeschickt werden, was auch über zwei Wochen dauert. Hinzu kommt das mir Ende letzten Jahres anscheinend ein E-Mail geschickt wurde mit einer Adresse in China, an die ich meine Unterlagen hätte schicken müssen, ich Esel habe aber meine Dokumente an die Adresse geschickt die auf den Dokumenten vermerkt war, was das ganze noch einmal um eine gute Woche verzögerte. Dann kam endlich, per E-Mail, meine Admission Notice, mit dem Hinweis, das ich doch am darauffolgenden Sonntag um 3 Uhr Nachts meinen Wohnheimsplatz reservieren solle. Das habe ich dann, wie auch die anderen 4 Frankfurter die ebenfalls an die BNU gehen gemacht, und wir haben festgestellt, dass A) Alle Guten Zimmer in 20 Sekunden weg waren und B) dass der Server der Uni in China, wesentlich stabiler läuft als der OLAT/QIS Server der Goethe Uni…
Nun hieß es abermals warten, auf die postalisch verschickte Admission Notice, die über einen Monat brauchte um in Frankfurt anzukommen. Jetzt muss ich damit noch zur Botschaft und mir ein Visum besorgen. Ihr sehr, alles gaaanz simpel.

Heute jedoch habe ich den meiner Meinung nach wichtigsten Schritt getätigt: Ich habe meinen Flug gebucht. Wieder mit Air France, aber dieses Mal mit nur 3 Stunden Umsteige Zeit in Paris (Man erinnere sich an die 7 ½ Stunden die ich vor 2 Jahren in CDG [Für unwissende: Das ist der Große Pariser Flughafen] verbracht habe) und dank meines großzügigen Vaters in der Premium Economy…10 Stunden in der Sardinenbüchse, in meinem Alter würde ich wahrscheinlich nicht überleben :p. Damit ist auch schon der Tag meines Abflugs festgelegt. Ab dem 27. August werde ich im Reich der Mitte verweilen.

Auch hoher Besuch hat sich bereits angekündigt…anders als vor zwei Jahren als sich niemand bequemte mich und Gerrit zu besuchen. Sowohl meine Eltern als auch eine Freundin haben sich angekündigt, desweitern überlegen meine Großeltern und meine Cousine mich zu besuchen und Gerrit hat zumindest Interesse geheuchelt ( 😉 ). Nur meine Rabenschwester lässt sich lieber die Sonnen auf den Bauch brennen, während sie in Spanien und Lateinamerika Spanisch lernt.

C’est ca, mehr ist auf dem weg.