One Week Older

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26. Juni 2018 0 Von niklug

Die erste Woche ist geschafft, ich bin noch nicht an Malaria erkrankt.

Mein Produktivitätsgrad liegt irgendwo zwischen Hakuna Matata und Langzeitstudent. Das liegt aber nicht (nur) an mir, sondern ist der hiesigen Kultur geschuldet. Aber macht euch selbst ein Bild.

Donnerstag wollten wir morgens nach Moshi aufbrechen, Geld wechseln und ein paar Besorgungen machen. Um 8:30 waren wir alle soweit (Achso: Wir alle sind, neben Julian und mir, Caro und Flo aus Königstein die ein Aufforstungsprojekt auf der Farm durchführen…Caro kann ein Liedchen von diesem Arbeitsethos singen) und warteten. Irgendwann war es 10 bis eine Schwester Johanna kam und uns mitteilte, dass die Oberschwester Dorothea aus Rauya uns sehen wollte, und um 11 zu uns kommen würde. Kurz um, gegen 13 Uhr kam sie dann (als wir grade auf dem Weg waren sie zu suchen), bekam eine Ansprache von ihr wie dankbar sie sei, dass wir hier sind. Nach dem Mittagessen ging es dann doch um kurz nach zwei los, wir fuhren nach Moshi, wo ich für ein paar Stunden zum Millionär wurde (Der Wechselkurs liegt bei etwa 1€ zu 2600 Shilling). Nach ein paar Besorgungen ging es heim. (Merke: Nix geleistet)

Freitag ging es dann in die Schule für eine der Aufgaben: Vermessen der Schulgebäude. Bewaffnet mit einem Laserentfernungsmesser machten wir uns an die Arbeit. Wir schafften immerhin ein halbes Gebäude bevor uns Schwester Potenziana entdeckte und uns förmlich Zwang mit ihr einen Kaffee zu trinken (was zu einem zweiten Frühstück ausartete…) Nach einer guten Stunde ging es weiter, bis es um eins Mittagessen gab. Nachmittags hab ich dann aus Julians Entwurf Pläne gezeichnet. Nach dem Abendessen kamen die Schwestern rüber und sagen für Flo ein Geburtstagsständchen. Mir ging es nicht so gut, worauf hin eine der Schwestern meine: Junge, du brauchst ein Bier!

Samstag ging es dann weiter mit dem Vermessen, diesmal vom Krankenhaus…bis um 13:00. Dann ging es rüber in die Schule wo Potenziana ein Geburtstagsessen für Julian vorbereitet hatte. Von dem ging es nahtlos in die Vorbereitung und die Durchführung des Geburtstagsgrillen über. Schwester Johanna hat anscheinend mal einen Grill hier runter geschafft, so dass wir pünktlich zum Deutschlandspiel grillen könnten. Hierzu hab ich auf mein gesamtes kulinarisches Wissen zurückgegriffen und aus einem Kilimanjaro-Bier, Senf, und frisch vom Baum gepflückten Zitronen, drei Marinaden gezaubert. Das Spiel schauten wir dann auf einem alten Röhrenfernseher, der so rotstichig war, dass man meinen könnte die WM würde auf Ascheplätzen gespielt werden.

Sonntag ist auch hier ein Ruhetag…sofern man von dem nahezu nächtlichen Gottesdienst um 6:30 absieht zu dem alle mu…rften. Der war leider aus Swahili, sodass ich kein Wort verstand, nicht mal das Vaterunser konnte ich identifizieren. Naja, zwei Stunden und dann back-to-bed. Gegen Abend bließ dann ein so starker Wind, dass der Kilimanjaro komplett freigelegt wurde und wir einen phänomenalen Blick auf ihn hatten.

Montag ging es mit dem vermessen weiter. Mittlerweile bin ich mit Julian alleine im CHC, dass scheint aber noch nicht in der Küche angekommen zu sein, wir hatten heute Essen für gefühlt 10.

Heute stand das übertragen der “Entwürfe“ von Julian in gescheite Pläne auf der Tagesordnung, was bei einem solchen Arbeitsplatz gleich doppelt soviel Spaß macht. Außerdem hab ich endlich die erste Zusage für einen Masterplatz bekommen, was den Nachmittag dann zusätzlich versüßt hat.

UND SONST SO:

Ach ja, das ist hier schon einen Bananenrepublik. Duschen kann ich, wenn die Sonnengötter gnädig sind, nur Nachmittags wenn die Solaranlage dass Wasser (hoffentlich) erwärmt hat. Das kann auch schonmal dazu führen, dass ich 2 Tage ohne Dusche auskommen muss (ein Taunustörtchen duscht schließlich nicht kalt)

Strom fällt auch alle paar Tage für ein paar Stunden aus, aber wofür gibt es Powerbanks. Das einzige was in dieser Zeit zum Problem wird ist das fehlende Internet. Und apropos Interne: Wir haben zwar ein ansonsten (für den afrikanischen Busch) relativ schnelles und stabiles WLan auf dem gesamten Gelände, jedoch reicht es grade so nicht bis in mein Badezimmer, ergo muss ich mir jetzt die paar Futurama Folgen, dich mir runter geladen, auf vier Wochen aufteilen.

Fürs Wochenende hab ich mal vorsichtig angefragt ob es Hefe gibt, dann gibt es hier endlich mal g’scheits Brot. Die haben hier unten immer so ein weiches briochartiges…

Durch eine glückliche Fügung des Universums ist bei uns im Roteract Club just dann das Quizduell Fieber ausgebrochen, seitdem ich hier unten im Busch sitze. Eine super Beschäftigung für den signifikanten Leerlauf den ich habe…wer noch nen Gegner sucht: mein Username ist nicklug !

Zu guter Letzt kann ich mich auch diesmal nicht ganz von dem Gefühl loslösen “in die Kolonien” gereist zu sein. Alle einheimischen mit denen ich in Kontakt komme sind auf so eine komische Art höflich. Als der Schulchor für Julian und Flo ein Ständchen gesungen haben, hat ich nicht den Eindruck das es ihnen sonderlich Spaß gemacht hat und als sie dann zur Belohnung jeweils eine Flasche Fanta bekommen habe, konnte ich kaum noch an mich halten. Aber nun gut, ich kann das ja nicht beeinflussen und vielleicht ist dass auch nur mein persönlicher Eindruck